3 historische Momente
Letzte Woche hat mir unser Matthias Thalhamer so im Vorbeigehen gesteckt, dass diese Woche auf unserer Baustelle in Bergheim etwas spezielles passiert. Ein Bauteil mit besonderen Ausmaßen.
Konkret, gestern betonierten Peter Egger und seine Mannschaft die stärkste Decke aller (Ebster-Bau) Zeiten, 67cm stark, Teilbereiche sogar 70cm. Jetzt wäre die gemeine Frage, wieviel Gewicht kommt da pro m2 auf die Deckentische? Die Bauleitung sollte es wissen.
Was für die Bauindustrie eine Lappalie, war für mich auf jeden Fall ein historischer Grund, schnell vorbeizuschauen, mit gemischten Gefühlen.
Vor gefühlt 20 Jahren standen wir vor einer ähnlichen Aufgabe in Lungötz. Eine Riesenhalle vom Kaindl, Kellerdecke Stärke 62cm, Fläche 900m2 und punktartig gestützt durch Deckenpilze (eine Verstärkung in Form einer umgedrehten Pyramide).
Stolz waren sie alle, Polier und Bauleiter, auf die bevorstehende Aufgabe. Aufgrund der Besonderheit wurde mit Taschenlampe von der Fa. DOKA als auch vom Statiker noch die Unterstellung abgenommen.
Frühmorgens, noch in der Dunkelheit, wurde mit der Betonage begonnen. In den letzten Minuten der Einbringung, viele hundert Kubikmeter vom grauen Werkstoff waren gepumpt, gab es ein verdächtiges Geräusch, ein leiser Knall.
In der Folge bildete sich ein Trichter im hintersten Teil der Decke und es war ersichtlich, dass dieser Bereich in der Tragfähigkeit versagte. Der Super-GAU des Bauunternehmens, ein geschockter Polier, den Tränen nah, ein Bauleiter, der vorerst sprachlos war, dann aber sofort den Geschäftsführer informierte.
Der saß in seinen unbeschwerten jungen Jahren in Henndorf, weit weg vom Geschehen. Nach dem Telefonat mit dem aufgelösten Hias Gsenger war es aber mit der Lockerheit vorbei. In der Gewissheit, dass alle Personen in Sicherheit waren, sprang ich in mein Auto und raste in den Pongau. An der Raststätte in Golling war ein Kaffee nötig, da meine Hände sonst das Lenkrad nicht mehr festhalten konnten. Die Nervosität war mörderisch.
Beim Erreichen des Unglücksortes wurde ich rasch über den Zustand informiert, gottseidank war die Decke nur bis zur ersten Achse zerstört, da die starken Pilze den Fortgang aufgehalten hatten. Erste Erfolgsmeldung.
Die Einsatzkräfte der Region, in Gemeinschaft mit unseren Mitarbeitern, hatte innerhalb von wenigen Stunden die Lage im Griff, das Gefühl der Teambildung in dieser komplexen Situation spürte ich selten in meinem Leben in dieser Intensität.
Mein Vater, der es sich nicht nehmen ließ, an vorderster Front den Feuerwehrschlauch zu halten, um den Beton auf die Bodenplatte runterzuwaschen, nahm als Andenken einen gebrochenen Finger mit nach Hause.
Die Bauwesenversicherung vom Bauherrn teilte uns Tage später mit, dass der Schaden gedeckt sei. Erfolgsmeldung Nr. 2. Ein Materialschaden bei einem Kopf, verbunden mit alten H20-Trägern, führte zu einem unerwarteten Domino-Effekt. Unvergessen, diese Momente.
Deckentische und andere Steherqualitäten sollten diese Katastrophe zum heutigen Zeitpunkt unwahrscheinlich machen, ich habe bis dato auch nichts gehört 😊.
Ja, von den geschichtsträchtigen Momenten sind das erst 2, der letzte ist nicht so dramatisch, aber eine Erwähnung wert. Ist zwar schon ein paar Tage her – wir haben den auf dieser Baustelle eingesetzten Turmdrehkran (umgangssprachlich „Obendreher“) der Fa. Stirnimann (Potain) übernommen, der erste in der Geschichte der Ebster-Bau und eine der größten Geräteinvestitionen aller Zeiten.
Eine Menge Geschichte, die sich im letzten Vierteljahrhundert bei uns zugetragen hat.