CORONA – 25.03.2020 – Entscheidung

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Einen schönen Tag 9 der neuen Zeit

Die Regierung als auch die Sozialpartner verharren in Schweigen. Ein Guideline ist in Ausarbeitung.
Ich weiß, es ist viel zu tun aktuell, mein Verständnis dafür. Zeit, um eigene Entscheidungen zu treffen.
Als Unternehmer fährt man da in der Regel sowieso besser.

Nach einem Stupser haben mir dann auch etwa 20 Reaktionen aus dem Betrieb geholfen, pro und contra abzuwägen.
Da ich derzeit einen ziemlich einsamen Job habe, möchte ich meine Gedanken mit euch teilen.

Wieso sollten wir so schnell wie möglich beginnen?

  • die Industrie (Bosch, ESW und viele andere) als auch Gewerbebetriebe (beispielsweise 2 Abtenauer Bauunternehmen und andere Baunebengewerke – vor allem auch Pongauer) haben gar nicht aufgehört
  • Gerüchte besagen, dass die Strabag wieder aktiv wird oder schon ist, viele Subunternehmer wollen ab kommender Woche wieder arbeiten
  • ein gewisses Risiko besteht darin, dass öffentlich kommuniziert wird, dass der Bau arbeiten soll und kann – praktisch ist die Ansteckungsgefahr zwar akut, aber das interessiert keinen. Was passiert, wenn auf einmal die Kurzarbeitsvergütung in Frage gestellt wird? Können uns findige Anwälte bei Übergabeterminen, die verzögert werden, einen Strick drehen? Zumindest heißt das für uns, dass die Dokumentation genau geführt wird, warum nicht gearbeitet wird
  • was tun wir, wenn eine weitere Woche auch keine Veränderung bringt? Irgendwann wird es auch bei uns eng
  • Einkaufen ist mindestens so „gefährlich“ wie das Arbeiten auf der Baustelle – wenn die Transportfrage gelöst wird
  • das Büro (Home-Office) kann nicht mehr viel „vorarbeiten“, sonst stehen wir, wenn es wieder normal los geht
  • finanzielle Verluste sind geschätzt zwischen € 50.000 und € 100.000 pro Woche, diese entstehen durch Umsatzverluste, weniger Umsatz bedeutet weniger Fixkostendeckung
  • die Kurzarbeit (und hier bitte nicht böse, sondern ehrlich sein) ist mit mindestens 80% Vergütung für Freizeit ein relativ hohes „bedingungsloses Grundeinkommen“ und fördert jetzt nicht die Motivation, schnell wieder zu beginnen. Man braucht ja jetzt auch weniger, Hauptkostenfaktor Klopapierrollen. 60-70% hätten nach meiner Auffassung genügt und würden den Staat nicht so belasten
  • Der Staat sind ja wir, dh., die Kosten müssen über Steuern zukünftig wieder reingebracht werden. Also je länger die Kurzarbeit, umso höher die Steuern der Zukunft
  • wir müssen aufpassen (ich zitiere Trump, kaum zu glauben), dass die bei uns sogar freiwilligen Maßnahmen nicht am Ende des Tages mehr Schaden anrichten als Covid-19 selbst
  • je länger die Pause, umso heftiger muss der Zündfunke sein.

Warum sollten wir am Montag noch nicht beginnen?

  •  3 Poliere samt einigen Mitarbeitern sind vorläufig bis Dienstag in Quarantäne
  •  Viele Leasingmitarbeiter sind zuhause (Ausland) und können mittelfristig sowieso nicht einreisen
  •  Eine halbherzige Teilzeitarbeit ist wahrscheinlich teurer als komplett geschlossen zu halten
  •  viele Mitarbeiter kommen aus dem Corona-Hotspot Pongau
  •  der Höhepunkt kommt erst in der nächsten Woche
  •  was passiert, wenn wir einen Verdachtsfall oder gar einen bestätigten positiven Corona-Kranken im Betrieb haben – wiederum Teilsperre
  •  eine Partie wäre schon bedenklich, da ein Teammitglied wegen Corona in der Familie schon in häuslicher Quarantäne ist
  •  1m Abstand ist Theorie, daher geht es nur mit Schutzmasken – liebe Kammer, wer braucht die aber jetzt dringender? Stimmt, das medizinische Personal.
  •  Das kleine deutsche Eck ist dicht, dh. 3 Mitarbeiter können wenn überhaupt nur mit gröberen Formalitäten anreisen
  •  viele andere Firmen denken ähnlich wie wir – hier trennt sich eben die Spreu vom Weizen
  • die generelle Stimmungslage unserer Mitarbeiter ist ähnlich wie bei mir – es zerreißt einen innerlich, weil man nicht weiß, was der bessere Weg ist. Aber grundsätzlich hat jeder Sorge um  seine älteren Familienmitglieder oder jene mit einer unangenehmen Krankheitsgeschichte
  • Solidarität mit der Gesellschaft – unser Beweis, dass es uns um Erfolg aller Art geht, nicht nur um den monetären
  •  alle Mediziner, mit denen wir sprechen, raten zu einer vorläufigen Sperre, vor allem bei den Risikogruppen
  • je länger die Pause, umso mehr sind alle ausgerastet und hungrig auf Arbeit – das heißt, wir holen schon wieder ein bisserl auf….

11 Argumente pro, 14 contra – auch nicht so eindeutig.

Dann muss ich wohl oder übel mein Bauchgefühl als Veto einsetzen.

Ich habe vor 10 Jahren die Werte dieses Unternehmens, die sich im Normalfalle mit der Persönlichkeit des Unternehmers decken sollen, definiert und in Worte gefasst.
Es sind 7 an der Zahl, unter Punkt 4 steht „Respekt – die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dazu gehört natürlich auch der Respekt vor der Gesundheit des Mitarbeiters.
Alleine aus diesem Grund, und daher laufe ich schon tagelang unrund in meiner derzeit eingeschränkten Umgebung hin und her, ist eine Öffnung mit Montag, den 30.3. nicht möglich. Neue Erkenntnisse bis dahin werden den weiteren Weg bestimmen. Vorläufig hoffe ich, dass im Laufe der KW14 erste Arbeiten und in der Karwoche der volle Betrieb wieder laufen.

Es geht hier nicht mehr um kurzfristige Profite, es geht vielmehr um langfristige Beschäftigungsverhältnisse, die auf Vertrauen aufbauen.
Für alle Betriebe, die das vielleicht anders sehen, ich kann leider nicht aus meiner Haut.

Wir werden das alle GEMEINSAM wieder aufholen, es wird anstrengend werden, aber das Team EBSTER hat mein volles Vertrauen.

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15 Gedanken zu „CORONA – 25.03.2020 – Entscheidung“

  1. Lieber Peter, deine Entscheidung finde ich ganz toll, und mit deiner positiven Einstellung wird die Firma Ebster alles gut überstehen.

  2. Veronika Österreicher-Reischl

    Großartige Einstellung, großartige Entscheidung…Team Ebster wird das wieder aufholen!!!!

  3. Liebe Firma Ebster!
    Toller Text, alles richtig, 1m ist viel zu wenig, mind. 3 m sind notwendig und darin liegt ohne Maske die große Gefahr. Handschuhe sind unbedingt notwendig – egal was man tut. Die Seuche bleibt Tage auf Metall und etwas kürzer auf Holz.
    Liebe Grüße & Alles Gute
    Roy Knaus

  4. Gott sei Dank, gibt es noch solche Unternehmer wie Du es bist ,denen der Mensch wichtig ist.
    Ich finde deine Entscheidung großartig .

    !

  5. Ja es mehren sich zur Zeit viele Stimmen und Kritiker ob das was wir zur Zeit machen mehr Schadet wie hilft. Aber ich muss Sagen das zur Zeit Menschlichkeit und zusammenhält Wichtiger sind für uns alle, damit wir Nacher wieder gestärkt anpacken können. Gsund bleiben und zusammenhalten. LG Hansjörg Gasser

  6. Hermann Hausbacher / Hausbacher Bau

    Lieber Herr Ebster!

    Coole Worte bzw. Sätze!

    Das traurige daran ist nur, das es die Bauwirtschaft nicht schafft, gemeinsam stark aufzutreten, nicht einmal in diesen Zeiten!
    Die einen Arbeiten, die anderen gehen auf Sicherheit!
    Egal ich hab meinen Betrieb seit 16. März geschlossen.
    Gesundheit ist alles!

    Beste Grüße
    Hermann Hausbacher

  7. Hy Peter,
    Ich kann dir nur vollstens zustimmen, mit einem guten Team ist alles möglich und daher sollte man es schützen und Gesundheit über Gewinn stellen!

    Wir machen es ebenso.

  8. Super Chef das muss man ihnen lassen.Ich glaube ihre Angestellten werden dafür in Zukunft voll hinter ihnen stehen

  9. Hallo Peter!
    Ich kann dich so gut verstehen. Auch uns ist die Gesundheit unserer Mitarbeiter so wichtig wie die unserer Lieben. Wir schaffen das, wir werden auch in Zukunft erfolgreich mit unseren Teams sein.
    Issa Nadler

  10. Danke allen für die richtig kraftspendenden Stellungnahmen.
    Wir werden das alle schaffen, von dem bin ich absolut überzeugt.

  11. Es scheint so, aus wäre der Stress am Bau besonders hoch. Klar, dass die Gastarbeiter sich das antun. Die ausländischen Kollegen bauen ihr Haus um 1/3 der Kosten hierzulande. Ich kenne die Verhältnisse. Man wird gekündigt, wenn die Leistung nicht passt. Man muss das auch durchhalten. Und die Motivation ist eine andere, wennst in 7-10 Jahren dein Haus hast. Das kann ein Unternehmer nicht verstehen. Wenn macht man verantwortlich? Politik, Anwälte, Auftraggeber, den unerbittlichen Wettbewerb oder gar die Unternehmer? Bau heißt halt oft Arbeit von früh bis spät und mögliche Risiken und Erkrankungen bei Dauerstress. Für was ist die Frage. Um den ungarischen Kollegen nach 10 Jahren zu Hause und Familie zu gratulieren? Aber ja, so ist das. Auch abseits dieser Krise gibt’s eine Krise. Der Vergleich gilt halt für die mangelnden Fachkräfte, nicht die besser bezahlten. Ich denke der Unternehmer weiß, wo das ganze Geld hin fließt. Ich will nur an die laufende Inflation der Grundstückspreise und die vollen Kassen der gemeinnützigen Bauträger erinnern.

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