Am Dienstag nach Pfingsten hatte ich die Ehre, vor vielen ManagerInnen gemeinnütziger Bauträger Salzburgs ein Impulsreferat zum obigen Thema zu halten.
War mir eine Ehre, unsere Perspektive und Erfahrungen rüberzubringen.
Über mein Interesse am Kapitalmarkt bin ich ja gezwungen, mich mit volkswirtschaftlichen Zusammenhängen detailliert zu beschäftigen. In normalen Zeiten schon schwer genug, aber heute, in diesem komplexen Umfeld, entstammt jede Aussage der einschlägigen Glaskugel.
Wieso steigen aber jetzt die Preise? Wo führt das hin? Fragen über Fragen, die nur über Eintrittswahrscheinlichkeiten für verschiedene Szenarien beantwortbar sind. Es spielen sowohl internationale als auch regionale Phänomene mit, kurzfristige Gründe wechseln sich mit strukturellen Problemen ab.
Der Ist-Stand ist ja noch einfach analysiert.
Die jetzige Hochkonjunktur im Immobiliensektor, die einer Blasenbildung ähnelt, ist einerseits dem langfristig niedrigen Zinsniveau, andererseits den Inflationsängsten geschuldet. Die exzessive Geldproduktion der Notenbanken hat genauso ihren Beitrag geleistet. Wo wir schon seit mehreren Jahren steigende Volumina verspüren, war eines nur moderat in Bewegung – die Baustoffpreise. Es wurde zwar schon jahrelang über Anstiege diskutiert, aus der heutigen Sicht waren das aber alles Peanuts.
Meine Vermutung – die Globalisierung hat den Einkaufspreis unserer Hauptmaterialien in der Entwicklung sehr stabil gehalten. Das Resultat waren defizitäre Stahlwerke als auch eine kaputte Holzindustrie rund um den Globus. Das die nicht ewig dazulegen wollen, war schon lange klar.
Und dann kam Covid.
Lieferkettenprobleme weltweit, die Abhängigkeit des Westens vom Osten wurde sichtbar.
2 Jahre später der Ukrainekonflikt, der das Thema Energieknappheit an die Oberfläche spülte. Die MSM (Mainstream Medien) vermittelten den Eindruck, dass diese Energiekrise nur durch Putin erzeugt wurde. Eine willkommene Ausrede für die Politik. Die Wahrheit liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit aber darin, dass seit 10 Jahren die Energiewende vorangetrieben wird (was prinzipiell sehr gut ist), aber der zeitliche Horizont scheinbar unrealistisch ist. Leider wurden die fossilen Industrien aber durch die Finanzindustrie gezwungen, von weiteren Explorationen und Investitionen Abstand zu nehmen. Das könnte in den kommenden Jahren fatal werden.
Was wir jetzt sehen, ist der Start einer partiellen Deglobalisierung, die Zeit braucht. Bis regionale Produktionskapazitäten aufgebaut sind, dauert das Jahre. Es bedeutet auch klar Verteuerung. Die Rohstoffindustrie lebt gut von Aufholeffekten und nutzt die Situation verständlicherweise aus.
In unserem Mikrokosmos Bau gibt es weitere Gründe für steigende Preise.
Fast in allen Branchen leben wir einen strukturellen Mangel an Fachkräften, berechtigterweise wird der fordernde Job mittlerweile gut bezahlt.
Ein Mix aus Kalkulations- und Prognoseunsicherheiten, psychologischen Belastungen durch die komplexen Randbedingungen, aber auch eine Sättigung nach jahrelanger Hochkonjunktur und Überarbeitung ist genauso wenig förderlich für eine Entspannung am Preissektor.
Das die Zulieferindustrie in vielen Bereichen eine Hortungsstrategie fährt, ist durch viele Geschichten belegt.
Fakt ist, der Baupreis ist um 25% in den letzten 2 Jahren gestiegen. Interessant ist die Tatsache am Bau, dass davon die Stahlpreiserhöhungen alleine für 15% des Anstieges sorgen. Wir sind also gewissermaßen ein Spielball der Stahlindustrie. Mit 4% ist der zweithöchste Faktor der Faktor Lohn und Gehalt, alle anderen Faktoren liegen unter 2%.
Wie geht der Irrsinn jetzt weiter? Was sagt die Glaskugel?
Ich weiß es nicht, ich kann nur in Wahrscheinlichkeiten denken. Das Phänomen ist weltweit und überregional gesteuert, daher ist unsere Einflussmöglichkeit sehr eingeschränkt.
Das Bauvolumen (messbar an den eingelangten Ausschreibungen) wird in einem Jahr ein Bruchteil vom jetzigen sein, aktuell preisen wir 10% an Angeboten aus, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Sollte die Vermutung eintreffen, dass die Bautätigkeit viel weniger wird, dann hoffen wir stark, dass das auch bei den Zulieferern und Subunternehmern spürbar wird, sonst sind wir gefühlt im Sandwich-Modus. Wir beobachten genau.