Arbeitsleben – Lebensarbeit

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Über 4-Tageswochen bei gleichbleibender Entlohnung und andere abstruse Ideen

 

Der Ton wird rauer in der Gesellschaft. Neue Parteivorsitzende wollen ihr Profil schärfen und geben den Arbeitnehmervertretern neue Kraft. Dies in einem explosiven inflationären Umfeld. Und einer langfristig für den Dienstnehmer „arbeitenden“ demografischen Entwicklung.

Mal sehen, wie KI, Humanoide und Robotisierung dagegenhalten werden.

Die periodisch auftauchende Diskussion über Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibender Vergütung und 6 Wochen Urlaub für alle Mitarbeiter wird mit starkem Rückenwind forciert. Die begleitenden Aussagen von linkslinker Politik und Sozialpartnern (?) irritieren mich in ihrer stumpfen Aggressivität. Man kann das jetzt als politisches Geplänkel abtun, ich sehe es aber eher als verbalen Spiritus, der ins Lagerfeuer gegossen wird.

Um denen, die hier argumentativ das andere Lager vertreten, den Wind aus den Segeln zu nehmen – ich weiß auch, dass wir vor 150 Jahren die Menschen noch 100-120 Stunden wöchentlich in die Schwerarbeit sandten. Heute sind es zwischen 38 und 40 Stunden, ein hoher Anteil der arbeitenden Bevölkerung ist mit Teilzeit angestellt. Unser Standard ist trotzdem gestiegen. Und wie. Stimmt.

Man soll das zwar niemals sagen, aber – diesmal ist es anders.

Vor wenigen Wochen in meinem Mailaccount die tägliche Infografik von visualcapitalist.com, einem sehr informativen Dienst zu allen möglichen Themen der Wirtschaft. An diesem Tag ein Vergleich der Jahresarbeitsstunden der OECD-Staaten. Ein kleiner Auszug.

1.Deutschland 1349

7.Österreich 1442

Schweiz 1533, Italien 1669, Australien 1694, Israel 1753, USA 1791, Polen 1830, Costa Rica 2073

Zwischen Österreich und Deutschland befinden sich noch Dänemark, Luxemburg, Holland, Norwegen und Island.

Wenn ich das mit dem World Happiness Index abstimme, dann gebe ich zu, dass Länder wie Dänemark (2.), Island (3.) oder die Niederlande (5.) weit vorne liegen. Aber Länder wie die Schweiz (8.) oder Israel (4.) liegen vor uns Österreichern (11.). Und die USA (15.), Australien (12.) oder Costa Rica (23.) sind nicht weit weg. Somit sehe ich jetzt keinen klaren Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Lebensglück. Aber das wäre schon wieder Material für einen eigenen Beitrag.

https://www.visualcapitalist.com/annual-working-hours-in-countries-2023/

So, und wieso glaube ich, dass es diesmal anders ist.

  1. Globalisierung

Wenn wir weiterhin an den internationalen Handel, die Dienstleistungsfreiheit und eine offene Welt glauben (wo soll man denn mit so viel Freizeit sonst hin auf Urlaub fahren ), dann müssen wir dem Vergleich mit anderen Volkswirtschaften standhalten. Die bessere Produktivität der Industrieländer (stelle ich sowieso in Frage, ob das noch so ist) kann noch Unterschiede in Arbeitszeit und Vergütung kompensieren, aber irgendwann geht´s dann nicht mehr.

Aktuelles Beispiel Volkswagen – die Wende zum Elektroauto bringt die Schwächen dieses Konzern zum Vorschein. Teileigentümer Staat, starker Betriebsrat, der eigentlich das Sagen hat,…

Die chinesische Konkurrenz bringt VW gerade jetzt zum Wanken, nicht umsonst hat man sich an einem asiatischen Konkurrenten mit 5% beteiligt.

Deren Beispiele werden noch viele folgen.

  1. Demografie

Zumindest in diesem Jahrzehnt ist urplötzlich nach der Pandemie das Phänomen zu sehen, dass uns die Arbeitskräfte in allen Segmenten der Wirtschaft ausgehen. Homeworking, Teilzeit, Freelancing, Sabbaticals, kompletter Ausstieg, was auch immer alles daran Schuld trägt.

Eine Situation, die auf jeden Fall dadurch verstärkt wurde, dass ein Großteil der Unternehmen nicht respektvoll und bedürfnisorientiert mit seinen Mitarbeitern umgegangen ist.

Aber auch, weil sich die Arbeitseinstellung geändert hat. Die Wertigkeiten verschieben sich.

Fazit – jetzt schon zu wenig Kapazitäten, und diese auch noch reduzieren?

  1. Pensionssysteme

Die regierende Klasse in unserem Land betreibt klare Vogel-Strauß-Politik, was die Zukunft der Rentensysteme betrifft. In den kommenden 20 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Lebensalter mit den Möglichkeiten der Medizin überproportional steigen wird. Menschen, die mit 58-63 in den Ruhestand übertreten, werden wohl 30 Jahre versorgt werden müssen. Und das von einer kommenden Minderheit, die jetzt regulatorisch noch weiter dezimiert werden soll. Da kann uns wohl nur die nächste heiße Kartoffel retten, eine Maschinensteuer. Aber hier greift wieder Punkt 1.

  1. Inflation

Das Umfeld wird vermutlich einige Jahre so bleiben. Eines muss uns klar sein, und da unterstelle ich so manchen Populisten, im Fach der Mathematik nicht so bewandert zu sein, wohl noch weniger in der betriebswirtschaftlichen Rechnung. Wenn wir die Arbeitszeit verkürzen, Urlaube verlängern, usw., dann wird der kalkulierte Stundenansatz für die Produktion und Dienstleistung noch höher und die Inflation weiter angefeuert. Logisch, oder?

 

Es gibt sicher noch andere Themen, die derzeit anders sind, aber die taxativ angeführten sind für mich die wichtigsten.

Als Fazit – keine Frage, ich lebe und liebe meine Freizeit, aber erstens kommt es drauf an, was man draus macht (stundenlang in den Social Media Portalen scrollen und aufs Mobiltelefon starren?) und zweitens liegt ein Fehler im Lebensplan oder Mindset vor, wenn man aus dem beruflichen Alltag keine Zufriedenheit ziehen kann.

Ob ein halber Tag weniger Arbeit pro Woche da die Lösung ist, wage ich zu bezweifeln…..

 

P.S. Artikel ist mir am Wochenende reingelaufen, konnte nicht widerstehen, den zu veröffentlichen.

 

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